Seiten

Montag, 17. Dezember 2018

Campingtipps für Blinde

Heute geht es zur Abwechselung mal um ein ganz anderes Thema: Camping für Blinde. Mich zieht es schon seit längerem mit schöner Regelmößigkeit raus in die Natur, und nach einigen Experimenten hat sich ein kleiner Waldcampingplatz in der Nähe als wunderbarer Ort herausgestellt, diese auch als Blinder alleine genießen zu können, ohne daraus einen unfreiwilligen Abenteuertrip zu machen. Und ja, ich weiß, wir haben fast schon Winter, aber mich persönlich kann das nicht schrecken und schließlich ist die dunkle Jahreszeit für manchen auch eine gute Gelegenheit, sich schonmal auf den nächsten Frühling vorzubereiten.

In diesem Artikel möchte ich daher einfach mal einige Ideen und Erfahrungen teilen, die ich bei meinen bisherigen Aufenthalten im Freien zusammengetragen habe. Dies soll aber kein allgemeiner Campingratgeber werden, das Thema ist deutlich zu komplex und mir fehlt hier definitiv auch der Überblick. Stattdessen möchte ich einige Dinge aus meiner eigenen Sicht zusammenfassen, die mal mehr und mal weniger mit Blindheit zusammenhängen, aber hoffentlich für den einen oder anderen nützlich sind.

In diesem Sinne sind auch die zahlreichen Links zu verstehen: hier handelt es sich nicht um Kaufempfehlungen, sondern um Links auf Produkte, die ich kenne und in den allermeisten Fällen auch nutze und schätze. Ob diese auch etwas für euch sind, das müsst ihr wie immer selbst entscheiden.

In Sachen Ausrüstung sollte man mit dem Wort "Camping" übrigens etwas vorsichtig sein. Typische Campingausrüstung ist im klaren Gegensatz zu Trekkingausrüstung nämlich oft weder sonderlich klein noch besonders leicht. Wer mit dem ÜPNV anreist und dank Blindenstock oder Führhund auch nur eine Hand frei hat, der muss aber in Sachen Volumen und Gewicht doch etwas genauer hinschauen. Menschen haben halt keinen Kofferraum, und der tolle und ach so kompakte Campingstuhl wirkt an den Rucksack geschnallt schnell wie eine Aluleiter. Meine Ausrüstung bewegt sich hier teilweise etwas im Grenzbereich zwischen beiden Welten. Ich kann zwar zumindest für den Weg zum Platz doch so einiges schleppen (im Winter wiegt mein Rucksack meist etwa 30kg), aber gerade mit der deutlich voluminöseren Winterausrüstung kann es auch im größten Rucksack schnell mal etwas eng werden. Wenn ihr also im Geschäft nach Ausrüstung fragt, dann macht dem Verkäufer klar, dass das auch alles in den Rucksack passen muss. Und im Zweifelsfall lieber den etwas größeren Rucksack nehmen und es vorab auch mal unter realistischen Bedingungen ausprobieren.

Und noch eine weitere Anmerkung vorweg: es hat sich im Laufe der Zeit irgendwie so ergeben, dass ein guter Teil meiner Campingausrüstung mehr oder weniger aus dem militärischen oder sogenannten taktischen Bereich stammt. Dahinter stecken keine soziopolitischen Grundeinstellungen, keine Militärromatik und auch keine tiefgreifenden psychologischen Phänomene, sondern mein Budget, meine Vorliebe für natürliche Farben und meine doch recht hohen Anforderungen an die Funktionalität und die Belastbarkeit meiner Ausrüstung. Wer so etwas nicht möchte, der wird bei den meisten Dingen sicherlich auch im klassischen Outdoorbereich fündig werden, wo man aber leider oft spürbar mehr Geld für deutlich weniger Robustheit bezahlt. Dafür gibt es dann aber auch jede Menge tollle Bonbonfarben.


Der richtige Campingplatz

In Sachen Campingplatz muss man sich natürlich ein wenig umschauen. Welcher Platz ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, trifft den eigenen Geschmack und ist gleichzeitig einigermaßen gut navigierbar. Und natürlich sollten die Menschen vor Ort auch aufgeschlossen sein. Letzteres ist aber meist ohnehin kein Problem, da die meisten Campingplatzbesucher meiner Erfahrung nach doch ziemlich tiefenentspannt sind und auch gerne einmal helfen.

Ein wunderbares Beispiel ist mein eigener Lieblingscampingplatz, der Wisperpark im wunderschönen Wispertal im Taunus. Äußerst idyllisch in einem kleinen Tal zwischen bewaldeten Hängen gelegen ist dies ein echter Familienbetrieb mit unglaublich netten Menschen, die ihre Gäste sogar kostenfrei am nächsten Busbahnhof abolen und wieder hinbringen. Waschräume und Toiletten sind blitzsauber, es gibt zahlreiche kleine Nettigkeiten für die Gäste, einen kleinen Kiosk und für abends ein gemütliches Restaurant mit preiswerten, leckeren Speisen. Nur mit dem Handyempfang hapert es etwafs, dafür gibt es aber für kleines Geld rund ums Restaurant WLAN.


Orientierung auf dem Zeltplatz

Was Orientierung angeht sind die meisten Campingplätze für Blinde doch ein kleinwenig herausfordernd, und das gilt auch und gerade für die Zeltwiese. Diese ist einerseits sehr wandelbar, mit stetig neu entstehenden und wieder verschwindenen Hindernissen, von Zelten über Schnüre bis zum auf dem Boden stehenden Campingkocher, und zum anderen oft frei von befestigten Wegen.

Für mich als Blinden mit einem notorisch unzuverlässigen Mini-Sehrest kommt es hier auch stark auf die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort an, und das gilt auch und gerade für die Wahl des richtigen Zeltstandortes. In jedem Fall muss ich die Dinge so gestalten, dass ich auch ohne jede visuelle Wahrnehmung meinen Weg finde, was nicht immer ganz einfach ist.

Mein aktueller Lieblingscampingplatz besticht hier durch eine für mich gute Struktur, und auch wenn der Weg von meinem Stammplatz zu den Waschräumen doch manchmal ein wenig sportlich ist, fühle ich mich hier einfach pudelwohl und kann nach einem ersten Wochenende mit sehender Begleitung nun alles Wesentliche alleine finden. Und das gilt auch für mehrere Wanderwege, die mehr oder weniger direkt vom Campingplatz abgehen, so dass ich nicht immer nur auf dem Platz bleiben muss.

In Sachen Orientierung hilft wie bereits erwähnt auch die Wahl des richtigen Standortes für mein Zelt, dass ich natürlich nicht gerne mittenb auf die Zeltwiese stelle, sondern eher an den Rand und möglichst so, dass ich auf dem Weg zur Toilette und anderen Zielen markante Punkte und Orientierungslinien zur Verfügung habe. Daneben hilft aber auch der am Platz entlang verlaufende Bach und die dankenswerter Weise nur tagsüber befahrene Straße auf der anderen Seite.

Ob ihr euch zutraut, solche eher komplexen Landschaften mehr oder weniger alleine zu manövrieren, müsst ihr natürlich selber wissen. Es gibt aber auch abseits des richtigen Standortes noch ein paar kleine Tricks, die einem die Orientierung und das Wiederfinden des eigenen Zeltes erleichtern können:

  • Schlüsselfinder
    Falls ich mal einen etwas ungünstigeren Standort erwische, dann hänge ich einfach einen Schlüsselfinder an mein Zelt bzw. unter mein Vordach, dessen Fernbedienung ich immer dabei habe. Wenn ich also einigermaßen in der Nähe bin, dann kann ich auf Knopfdruck das Signal auslösen und mein Zelt akustisch orten. Wichtig ist, das Gegenstück nicht im Zelt selbst aufzuhängen, denn das dämpft den Schall teils so sehr, dass man aus einigen Metern Entfernung nichts mehr hört. Und natürlich muss das gewählte Modell auch eine gute Reichweite haben. Von Bluetoot würde ich da eher abraten. Auch abseits anderer Probleme ist die Reichweite hier meist einfach zu gering. Aktuell nutze ich einen Schlüsselfinder von vodeson, der auf Wunsch gleich mit vier Empfängern kommt, man kann sich also auch gegen leere Batterien im Empfänger absichern. Und apropo Batterien: auf der Rückseite des Senders habe ich mit etwas Isolierband eine Ersatzbatterie angeklebt, denn wir wissen ja alle, wann Batterien am ehesten leer sind.

  • Erleuchtung
    Wer noch ein wenig Sehrest hat, dem hilft besonders im Dunkeln vielleicht auch eine Campingleuchte, eine Stirnlampe
    (diese hier kann man auch als Campingleuchte nutzen), eine am Zelt angebrachte Taschenlampe oder ein Knicklicht dabei, das Zelt nach einem nächtlichen Toilettengang wiederzufinden. Bei Knicklichtern sollte man aber auf Qualität achten, die meisten bei Amazon verkauften Produkte glimmen nach wenigen inuten nur noch müde vor sich hin. Eine interessante Alternative sind übrigens auch Markierungsleuchten für Fußgänger. Mein Modell leuchtet enorm hell, blinkt auf Wunsch hektisch und kann für die Orientierung sehr nützlich sein, solange es nicht von einem netten, aber genervten Nachbarn ausgeknipst wird.

  • GPS
    Es kann auch durchaus sinnvoll sein, die GPS-Koordinaten des Zelts auf dem Smartphone zu speichern, beispielsweise in BlindSquare. Auf einer großen Wiese ist die Ortung oft erstaunlich genau (kann man beim Abspeichern auch direkt in BlindSquare nachschauen) und man kommt mit Smartphoneunterstützung ziemlich nah ran, worauf dann beispielsweise der Schlüsselfinder die Arbeit übernehmen kann. Das gleiche gilt natürlich auch für andere wichtige Punkte auf dem Platz wie Waschräume oder den Kiosk. Auch Breadcrumb-Apps wie MyWay Classic könnten hier vielleicht hilfreich sein, das habe ich aber noch nicht ausprobiert.

  • Kompass
    Und nicht zuletzt kann auch der Kompass eine Hilfe sein, sei es ein sprechendes Gerät für Blinde (habe ich selbst noch nicht ausprobiert) oder einfach der iPhone-Kompass, um sich auf der Wiese zurechtzufinden. Ich schaue aber vorallem vor dem Zeltaufbau drauf, damit ich weiß, wo wann die Sonne scheint und wie ich mein selbstgebautes Vordach platzieren sollte, damit ich im Sommer nicht zu sehr geröstet werde und im Winter genug Sonne abbekomme, damit mein Zelt tagsüber trocknen kann.

In Sachen Orientierung sollte man auf jeden Fall auch weniger optimale Situationen im Blick behalten. Nachts um drei im strömenden Regen nach dem Toilettengang sein Zelt wiederfinden könnte deutlich herausfordernder sein als erwartet, und der Schlüsselfinder ist um diese Zeit vielleicht ein wenig unhöflich. Also lieber vorsorgen und auch die eine oder andere Alternative einplanen.


Alles rund ums Zelt

Wer in Sachen Zeltaufbau noch ein wenig unsicher ist, der sollte es vielleicht erstmal zu Hause im Garten oder im Wohnzimmer üben. Als kleiner Tipp: ich habe immer eine feste Plane oder eher noch einen Poncho dabei und benutze ihn während des Aufbaus als Unterlage für das Zubehör, damit im Gras nichts verloren geht.

Typische Gegner beim Zeltaufbau sind Wind und Regen. Ersterer ist natürlich umso tückischer, wenn man sein Zelt nicht sehen kann. Der Trick ist, alle Komponenten entweder zu beschweren oder gleich mit einem Hering in den Wind am Boden zu befestigen, und zwar so, dass es sich nicht von alleine lösen kann.

Und überhaupt ist ein wenig Disziplin eine entscheidende Hilfe dabei, all seinen Krempel auch wieder mit nach Hause zu bekommen. So sammeln sich beim Aufbau bei mir meist eine ordentliche Zahl an Packbeuteln. Diese stopfe ich immer sofort in den meines Zelts (das erste, was ich vor Ort aus dem Rucksack hole), und dessen Kordel knote ich irgendwo fest, vorzugsweise am Rucksack. Es ist außerdem hilfreich, nichts aus dem Rucksack oder Beutel zu nehmen, was man nicht sofort verbaut, und alle Taschen direkt wieder zu verschließen.

Bei der Wahl des richtigen Zeltes kommt es natürlich sehr auf den eigenen Geschmack an. Ich habe mich für ein recht kleines, freistehendes Einmannzelt mit zwei Absiden entschieden. Andere brauchen mehr Platz oder bevorzugen Popup-Zelte. In jedem Fall würde ich persönlich für Einsteiger aber eine freistehende Bauweise bevorzugen, das ist für den Aufbau alleine schlicht einfacher und auch weniger einsturzgefährdet, falls man mal an der falschen Schnur hängenbleibt.

Außerdem sollte man sich als Blinder unbedingt angewöhnen, das Zelt wirklich immer komplett verschlossen zu halten, auch wenn man ja gleich nochmal rein muss. Hat sich nämlich erstmal irgendwelches Ungeziefer ins Zelt geschlichen, dann wird es ohne Sehkraft recht schwer, es wieder loszuwerden. Manche schwören darauf, den Eingangsbereich mit Insektenspray einzusprühen, meine eigenen Erfahrungen sind hier aber eher durchwachsen.

Und was den Zeltplatz angeht, so sollte man tunlichst etwas unter den Füßen haben, und seien es nur stabile Flipflops. Versehentlich auf einen Zelthering treten kann nämlich ziemlich schmerzhaft sein, und es lauert schließlich auch noch so manches andere Ungemach im Gras.

Auch für den Zeltabbau gibt es einen kleinen Trick: Türen zu, Heringe raus und alles in eine Ecke schütteln, dann weiß man, ob man nicht doch etwas im Zelt vergessen hat. Bei mir war es einmal ein Hut, den ich später dann doch recht intensiv gesucht hatte. Leben und lernen.


Kochen

Etwas zu essen braucht man natürlich auch, und irgendwie gehört das Kochen in freier Natur ja auch zu einer richtigen Outdoorerfahrung. Unter Campern und Backpackern ist ja heute die Gaskartusche, verbunden mit Brennern wie dem JetBoil, der große Hit. Bei mir aber definitiv nicht. Gasflammen sind deutlich zu heiß, die kleinste Berührung führt oft bereits zu erheblichen Verbrennungen und wenn die (oft recht wackelige) Konstruktion umfallen sollte, dann kann das üble Folgen haben. Letzteres gilt auch für Flüssigbrennstoffe wie Spiritus, die ich persönlich aber ohnehin für völlig unverantwortlich halte.

Ich habe mich daher für Esbit entschieden, allerdings nicht für den hierzulande üblichen, von der Bundeswehr abgekupferten Klappständer (extrem wackelig und ziemlich windempfindlich), sondern für eine modernere Version des alten US Feldkochers, ergänzt um einen passenden Deckel. Für mich ist das Ding geradezu ideal:
  • Der Brenner ist gut abgeschlossen, keine Gefahr für mich oder für meine Umgebung, und sehr gut gegen Wind geschützt
  • Er steht auch im Gras recht stabil, wenn man sich den richtigen Platz aussucht
  • Zusammen mit dem mitgelieferten Becher und einer passenden Flasche , z.B. der Nalgene Oasis, hat man ein extrem kompaktes Kochset, das bei vielen Rucksäcken in die Flaschenhalterung passt

Der Becher ist nicht allzu groß, eher für eine Person oder für Kaffee zu zweit geeignet, aber halt extrem praktisch. Und vielleicht findet man vor Ort ja auch einen flachen Stein, damit der Kocher den Rasen nicht ansengt, oder man nimmt etwas stabilere Alufolie. Bei der extremen Trockenheit im vergangenen Sommer war das natürlich nicht nur eine kosmetische Überlegung.

Und zu guter Letzt sollte man auch hier vorher denken und Disziplin waren: man muss immer sicherstellen, dass absolut nichts brennbares ungewollt an die Flamme kommen kann, auch nicht bei Wind.

Um die kleinen Esbitwürfel anzuzünden, kann man natürlich alles mögliche verwenden. Bei meinem Kocher ist ein normales Feuerzeug aber suboptimal, der Rand ist etwas hoch. Ich verwende hier sogenannte Selbstzünder, auch Cowboy Matches genannt, also Streichhölzer, die sich an jeder rauhen und halbwegs trockenen Oberfläche zünden lassen. Diese sollte man aber immer in einem darauf ausgelegten Metallbehälter, z.B. hier oder hier transportieren, denn es sind, nun ja, Selbstzünder. Bei mir ist da noch nie etwas passiert, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher. Grundsätzlich gehen natürlich auch normale Streichhölzer, sie müssen aber mitsamt Reibefläche sehr trocken gehalten werden, die Benutzung mit nassen Fingern kann sich etwas schwierig gestalten.

Und wer Sorge hat, sich doch mal die Finger am Feuer oder am Topf zu verbrennen, der sollte vielleicht einfach ein paar geeignete Handschuhe einpacken.


Nahrungsmittel

Die Herausforderung beim Caping ist, Nahrung einzupacken, die nicht gekühlt werden muss, die leicht ist und wenig Platz verbraucht und die man mit den mitgeführten Mitteln zubereiten kann. Und, ach ja, schmecken sollte sie vielleicht auch einigermaßen.

Natürlich gibt es eine große Auswahl an Outdoornahrung, umgangssprachlich passenderweise meist als Trockenfutter bezeichnet, die sich mit einem einfachen Kocher zubereiten lässt. Wenn Outdoor draufsteht, dann schnellen die Preise aber schnell in ziemliche Höhen. Wenn Maggi draufsteht, dann wird es meist deutlich preisgünstiger, und viel größer sind solche Gerichte auch nicht. Der Vorteil an vielen Outdoor-Gerichten ist aber, dass man sie einfach mit heißem Wasser in ihrer eigenen Tüte zubereiten kann, was einem das Schrubben des Topfes erspart.

Übrigens sollte man je nach Tagesbedarf auch durchaus mal auf die Kalorienwerte schauen. Die Campingnahrung, die ich zuletzt ausprobiert habe, liegt bei etwa 650 kCal pro Mahlzeit, was im Vergleich zu anderen Produkten schon recht hoch ist. Allerdings muss ich da schon deutlich mehr als drei Mahlzeiten einkalkulieren, um meinen Tagesbedarf zu decken, was die viel beworbene Platzersparnis schnell ad absurdum führt. Oder realistischer muss man vielleicht noch so den einen oder anderen Snack mitnehmen. Ich bin übrigens ganz unmathematisch auf dieses Problem gestoßen: ich wurde von den Campingnahrungstüten einfach nie richtig satt, und da habe ich dann doch mal auf die Rückseite geschaut und nicht schlecht gestaunt, dass Campingnahrung zumindest für einen eher sportlichen Mann meiner Körpergröße kalorienmäßig doch durchaus unter lean cuisine fällt. An Trekking wage ich hier garnicht zu denken.

Ansonsten sind Studentenfutter, Trockenfrüchte, Proteinriegel und ähnliche Klassiker denkbare Ergänzungen, und wenn es nicht allzu warm ist, dann kann man ja auch noch frischere Sachen einpacken

Auch Dosenfutter ist natürlich geeignet, und auf Amazon gibt es sogar Käse in der Dose. Wer mehrere Tage campen will, der stößt hier aber schnell an Gewichtsgrenzen.

Für den morgendlichen Kaffee gibt es tassenweise portionierten Instantkaffee im Supermarkt, oder die geschmacklich meiner Meinung nach deutlich bessere, aber in Deutschland auch ziemlich teure Variante von Starbucks. Milch kann man als kleine Döschen oder trocken als Milchweißer (Creamer) mitnehmen, und einige Marken haben sie als "2 ind 1" sowieso schon dabei. Tee funktioniert natürlich auch wunderbar, und wer abends noch gerne eine Tasse heiße Schokolade, Verzeihung, ich meine natürlich ein kakaohaltiges Heißgetränk, schlürft, der wird u.a. bei Nestle fündig.

Alle diese Dinge sollte man bei Nichtbenutzung übrigens möglichst geruchsdicht aufbewahren. Schließlich lebt man gerade in freier Natur, und offene Lebensmittel könnten den einen oder anderen ungebetenen Besucher vom Insekt bis zum Waschbär einladen, von größeren Tieren mal ganz zu schweigen.


MRE - Meal, ready to eat
Aus dem USA kommt eine nette erfindung, die gerade für uns Blinde sehr nützlich sein kann, und das nennt sich eben "Meal, ready to eat" (frei übersetzt "Mahlzeit, verzehrbereit"). Und nein, das ist nicht das gleiche wie ein EPA, auch wenn sie ebenfalls fürs Militär produziert werden. Dabei handelt es sich um eine Wumdertüte mit allerlei Dingen darin, angefangen von einer Hauptmahlzeit und ergänzt um Vorspeise, Nachspeise und diversem Zubehör. Die Hauptgänge sind festgelegt (es gibt Dutzende), der Rest ist recht variabel. Der Clou dabei:MREs kommen mit einer sogenannten flammenlosen Heizeinheit. Diese kommt in einer hitzebeständigen Plastiktüte, in die man einfach den Hauptgang steckt. Anschließend aktiviert man die Heizeinheit mit einem kleinen Schuss Wasser und steckt das Ganze in einen mitgelieferten Pappmantel, damit man sich nicht die Finger verbrennt (und ja, das wird richtig heiß). Zwischendurch immer mal wieder etwas durchkneten, und etwa zehn Minuten später hat man eine warme Mahlzeit, und da wird sogar der Löffel mitgelifert.

Ein MRE enthält übrigens alles in allem ca. 1250 kCal. und wiegt meist komplett etwa 750g. Gewicht und Größe kann man aber noch deutlich reduzieren, indem man schon zu Hause alles rauswirft, was man nicht braucht und den Rest einfach quer wieder in die Tüte pfriemelt. Unter amerikanischen Soldaten ist das leicht humoristisch als "field stripping" bekannt.

Neben dem Hauptgang gibt es noch jede Menge andere Dinge in der Tüte, von Schmelzkäse oder Erdnussbutter mit Crackern über Kaffee und Muffins bis zum Toilettenpapier wird alles mitgeliefert, was man so brauchen kann. Und um gleich mal eine urbane Legende zu zerstreuen: das Kaugummi enthält kein Abführmittel, sondern wie viele andere Kaugummis auch lediglich Süßstoff, der bei manchen Menschen leicht abführend wirken kann. Eine andere Legende deutet auf Verdauungsprobleme durch MREs hin. Ich würde das aber abseits der Masse an Konservierungsmitteln eher auf die typischen Einsatzbedingungen der US-Streitkräfte zurückführen als auf die Zusammensetzung der Mahlzeiten. Ich hatte jedenfalls hier noch nie Probleme.

Geschmacklich sind die MREs sehr amerikanisch und meist im Gegensatz zu typischen deutschen Fertigmahlzeiten ziemlich gut gewürzt. Und abseits aller Unkenrufe im Internet müssen MREs übrigens deutlich höhere Anforderungen in Sachen Nährwerte, insbesondere bezüglich ihrer Makronährstoffanteile und der enthaltenen Mikronährstoffe, erfüllen als die Sachen aus dem Supermarkt.

MREs werden in Deutschland hauptsächlich auf eBay gehandelt, und das als Dekoartikel, da ihnen die entsprechenden Zulassungen in der EU fehlen. Hier muss man lediglich auf das Datum achten, also das sogenannte "Inspection Date". Das ist keineswegs ein Mindesthaltbarkeitsdatum, sollte aber trotz der extrem hohen Anforderungen an die Haltbarkeit von MREs tunlichst in der Zukunft liegen. Man weiß schließlich nie, wo die Kiste vorher gelagert wurde.

In den USA gibt es auch einige zivile Alternativen, die ich aber leider noch nie in Deutschland gefunden habe. Manche werden in anderen EU-Ländern gehandelt, die Preise auf eBay sind aber schlicht absurd.


Ausrüstung organisieren und transportieren

Um meine Ausrüstung per ÖPNV zum Zeltplatz zu transportieren, habe ich mir einen recht geräumigen und sehr robusten Rucksack mit einem guten Tragesystem zugelegt. Mein Modell ist außerdem MOLLE-kompatibel, so dass ich nach Belieben Zusatztaschen anbringen kann. Von dieser Möglichkeit mache ich auch vollumfänglich Gebrauch.

Große Wanderrucksäcke zeichnen sich in Sachen Organisationsmöglichkeiten oft durch eine sensationell schlechte Ausstattung aus, so dass man erhebliche Schwierigkeiten hat, seine Ausrüstung sinnvoll zu organisieren. Dass ist natürlich umso problematischer, wenn man selbige Ausrüstung nicht sehen kann. Große Außentaschen sind hier auch nur begrenzt hilfreich, da man sehr leicht Dinge verlieren kann, während man etwas anderes herauszieht. Ich habe daher meinen Rucksack mit einer Reihe von Zusatztaschen mit internen Organisationsfunktionen (interne Reißverschlusstaschen, Einstecktaschen, Gummibänder) ergänzt, so dass ich praktisch alles, was ich dabei habe, auch wirklich mit einem Griff in der Hand habe.

Abseits von speziellen Außentaschen für den Rucksack gibt es auch ein riesiges Angebot an Taschen, Nylonbeuteln, Netztaschen, Organizern und anderen Organisationshilfen, und viele davon sind auch durchaus outdoortauglich. Hier eine kleine Auswahl an Produkten verschiedener Bauweise und Qualität, die ich, immer im Hinblick auf ihren Preis, gut finde und selbst verwende:

  • WINOMO Beutelset
    Vier verschiedene Größen mit Zugkordel, sehr preiswert und leicht, und abseits der kleinen verbleibenden Öffnung im geschlossenen Zustand auch mehr oder weniger wasserdicht. Qualitativ nicht wirklich expeditionstauglich, aber für Camping soweit in ordnung.

  • HOPEVILLE Reißverschlusstaschen-Set
    Drei verschieden große Reißverschlusstaschen aus weichem Nylon. Definitiv nicht wasserdicht, aber stabil und recht praktisch, um seinen Kleinkram zu organisieren.

  • Tasmanian Tiger Mesh Pocket Set
    Sehr leicht, als Meshtaschen natürlich nicht wasserdicht, aber mit exzellenter Qualität und trotz des sehr dünnen Materials wirklich unglaublich belastbar.

  • Pocket Maximizer
    Auch Pocket Organizer genannt. Diese kleinen, stabilen Taschen sind unabhängig vom Hersteller meist ziemlich gleich aufgebaut. Eine kleine Tasche mit umlaufenden Reißverschluss, die man wie ein Buch aufklappen kann. Auf beiden Seiten befindet sich innen meist je ein Einsteckfach und davor ein oder zwei Reihen Gummibänder, mit denen man Kleinigkeiten in der Tasche fixieren kann. Dazu kommt manchmal noch ein Minikarabiner an einem kurzen Band. Die Preisspanne ist hier schier unglaublich und reicht von deutlich unter zehn Euro für die Chinaware (ich habe mehrere, sind prima) bis zu über 50 Euro bei Markenherstllern wie Vanquest oder Maxpedition (meiner Erfarhung nach ihr Geld meist nicht wert. Solche Taschen eignen sich gut für Kabel, kleine Netzteile, ein Reparaturset oder ähnlichen Krimskrams. Hier ist eine sehr preiswerte Variante, die qualitativ zwar nicht mit den Profimodellen mithalten kann, aber durchaus akzeptabel ist. Es gibt sie auch in anderen Farben.

  • Eine günstige und teils etwas größere Alternative sind sogenannte MOLLE-kompatible admin-Pouches, die eigentlich für die Befestigung an Rucksäcken gedacht sind, sich aber auch prima als Organizer im Rucksack eignen. Eine solche Tasche (auch wieder eine billige Chinakopie, und auch hier wunderbare Qualität) nutze ich für meine Im-Zelt-Tasche (siehe unten).

  • ZOMAKE Packing Cubes
    Ein Set aus sieben Organisationsbeuteln mit Meshdeckel. Sie sind nicht unbedingt für Outdoor konzipiert, aber seht stabil und sie kommen in vier verschiedenen Größen. Es handelt sich dabei wirklich um Packingcubes, die Beutel haben also auch eine definierte Höhe, was das Herumkramen deutlich erleichtert. Für den Rucksack sind sie aber teilweise etwas groß, also vorher genau auf die Maße schauen.
  • Snugpak Pakbox
    Die britische Firma Snugpak ist in Deutschland wenig bekannt, aber einer der weltweit besten Lieferanten für preiswerte, aber qualitativ hochwertige Ausrüstung, die meist auch gut durchdacht ist. Die Pakbox gibt es in verschiedenen Größen und ist einfach eine Tasche mit Meshdeckel und Henkel, eng verwandt mit den oben genannten Packingcubes, aber eben speziell für Outdoor entwickelt.
  • Trockenbeutel
    Eine typische Campingplatzbeschwerde sind klamme Klammotten. Die Lösung ist einfach und kommt in Gestalt sogenannter Trockenbeutel oder Rollbeutel (englisch "Dry Bags"). Diese giht es in allen nur erdenklichen Größen und sie bestehen normalerweise aus beschichtetem Nylon. Verschlossen werden sie durch einrollen des Verschlussbandes am oberen Ende und Einrasten des dort angebrachten Clipverschlusses. Selbst sehr preiswerte Modelle funktionieren bei mir prima, und damit kann meine Wechselkleidung auch problemlos in der Absis im Gras liegen, da kommt nichts rein.
    Die meisten Beutel sind auch weitgehend luftdicht, so dass man sie gut komprimieren kann. Einfacher Trick: Klamotten rein, gemäß gewünschtem Formfaktor verteilen, draufsetzen und verschließen, funktioniert oft besser als echte (und deutlich teurere) Kompressionsbeutel.


Meine Im-Zelt-Tasche
Anfangs hatte ich meinen Rucksack so organisiert, wie man es auch in den meisten entsprechenden YouTube-Videos vorgemacht bekommt: ich hatte einen Elektronik-Beutel, einen Hygienebeutel, einen Essensbeutel usw. Mit der Zeit hat sich das deutlich verfeinert, angefangen mit meiner Im-Zelt-Tasche. Diese enthält alles, was ich nachts griffbereit haben möchte, von einer kleinen Fleecemütze (falls es kalt wird) über taschentücher bis zur Powerbank, die nachts mein iPhone wieder auflädt. Beim Auspacken wandert diese Tasche direkt ans Kopfende des Zeltess

Viele andere Dinge habe ich über die oben erwähnten Zusatztaschen verteilt, so dass ich Kleinigkeiten wie Streichhölzer, Göffel (kein Tippfehler, das ding heißt wirklich so),, Feuchttücher, Kaugummis oder Taschenmesser immer griffbereit habe.


Unterlage

Wie oben bereits erwähnt ist es beim Camping ziemlich leicht, Dinge auf der Zeltwiese zu verlieren. Aus diesem Grund habe ich immer etwas dabei, was mir als Unterlage für Material beim Zeltaufbau, beim Kochen (und nein, den Kocher stelle ich natürlich nicht drauf) oder anderen Aktivitäten dienen kann. Das mag eine Zeltplane oder eine Elefantenhaut sein, ein Poncho (dann aber bitte die klassischen, die kann man auch als Vordach/Minizelt/Decke etc. benutzen) oder mein persönlicher Favorit, die Bundeswehr Isomatte.
Letztere ist zum Übernachten wirklich nur etwas für extrem hartgesottene, als Sitzunterlage und Arbeitsfläche trotz ihres etwas größeren Packmaßes aber einfach klasse und nebenbei auch gut geeignet, nachts die Luftmatraze zu schützen und ihre Wärmeleistung spürbar zu erhöhen (hat mich mal durch eine sehr kalte Nacht in der Eifel gerettet). Wie die oben verlinkte auch sind viele angebotene Matten Imitate, die aber meist auch nicht schlecht sind.

Meine jüngste Anschaffung (schließlich wird es jetzt richtig kalt) ist eine rollbare Billigmatte aus Schaumstoff, von der ich einfach ein passendes Stück abgeschnitten habe und die jetzt außen an meinem Rucksack hängt. Ist auch als Arbeitsunterlage geeignet und als Sitzunterlage bei kaltem Wetter einfach unschlagbar.



Sonne und Regen

Auch über das Thema Regen sollte man sich rechtzeitig Gedanken machen. Trockenbeutel hatte ich ja schon erwähnt. Es bleibt noch die Frage, wo man bei Regen seine zeit verbringt. Natürlich kann man einfach im Zelt bleiben, aber das sollte dann auch eine gewisse Größe haben. In meinem kann ich nicht einmal aufrecht sitzen, weshalb ich als Regen- wie auch als Sonnenschutz meistens ein kleines Vordach baue. Dazu nehme ich entweder einen Poncho oder eine Zeltplane (auch Basha oder Tarp genannt), ein paar Schnüre und ein bis drei zusätzliche faltbare Zeltstangen mit. Okay, ich gebe es zu, draußen bastele ich einfach gerne, aber meine Konstruktion ist einfach, klein und den Poncho kann ich wie schon beschrieben für alles mögliche verwenden.

Ein paar kurze Details: mit den Schnüren, ich bevorzuge hier Typ III Paracord, bilde ich eine Art U mit einem X darin. Das offene Ende zeigt zum Zelt, wo ich die beiden Enden des U anbringe. Das geschlossene Ende stelle ich mit zwei geraden oder einer einzelnen, gebogenen Zeltstange auf und spanne es dann mit zwei weiteren Schnüren ab. Oben drauf kommt der Poncho, der auch gleich die Schnüre zum Festbinden dran hat. Und für drunter habe ich wie schon geschrieben immer irgendeine Sitzunterlage dabei. Wer so etwas selbst zusammenbasteln möchte, der sollte sich vielleicht auch mal in Ruhe mit einigen grundlegenden Knoten beschäftigen (Ankerstich, Abspannknoten, etc.), dass erleichtert deutlich die Arbeit.

In der teils doch recht beeindruckenden Hitze des letzten Sommers bin ich übrigens für mein Vordach zeitweise von einem Poncho auf einen Poncholiner umgestiegen. Das ist eine preiswerte, outdoortaugliche dünne Steppdecke aus Nylon, die eigentlich eher als Decke oder Sitzunterlage gedacht ist, aber als Sonnendach interessanterweise deutlich bessere Dienste leistet als ein Poncho oder eine Zeltplane. Letztere werden nämlich bei direkter Sonneneinstrahlung oft extrem heiß, drunter fühlt man sich dann wie unter einem Heizpilz. Wie mein Poncho hat auch ein richtiger Poncholiner Schnüre an den Ecken und den Seiten und lässt sich prima auf meiner Seilkonstruktion anbringen. Für Regen ist er aber trotz seiner wasserabweisenden Außenschicht nicht geeignet. Und er so etwas mitnehmen will, der sollte vielleicht auch einen passenden Kompressionsbeutel anschaffen, spart jede Menge Platz im Rucksack.

Und damit wieder zurück zum Regen: auch an die richtige Kleidung sollte man denken. Neben einer regentauglichen Jacke gilt das auch für die Hosen. Es gibt Regenzeug bestehend aus Jacke und Hose in allen nur erdenklichen Preisklassen (Plastiksachen aus dem Supermarkt: €9,99, Carinthia Hightech Regenzeug: jenseits der €1000). Ich habe mich hier für eine preiswerte Variante aus Nylon entschieden, und bin damit bisher recht zufrieden.

Und als letzter Tipp in Sachen Regen: wenn ihr Nachts in den Schlafsack krabbelt, dann ist auf jeden Fall trockene Kleidung angesagt. Also gerade bei widrigem Wetter unbedingt Wechselsachen mitnehmen und trocken aufbewahren, im Zweifelsfall einfach im Schlafsack selbst.


Die Kälte der Nacht

In mehr oder weniger freier Natur kann es auch im Sommer nachts recht kühl werden, und im Frühjahr und Herbst auch durchaus mal ernsthaft kalt. In sachen Schlafsack lasst ihr euch am besten kompetent beratten. Einen Tipp für Einsteiger aber gleich an dieser Stelle: Das einzig interessante Temperaturrating für Schlafsäcke ist der sogenannte Komfortbereich, und selbst den sollten die meisten Menschen eher pessimistisch wählen, und das umso mehr, je preiswerter der Schlafsack ist. Ich gehöre dankenswerterweise zu den eher kälteresistenten Menschen, aber unterhalb der Komfortangaben meines Schlafsacks möchte ich definitiv nicht die ganze Nacht drin liegen, zumal ich eher leicht bekleidet schlaffe.

Und auch der Komfortbereich gilt übrigens nur bei richtiger Anwendung, also mit einer ausreichend isolierenden Unterlage. Hier ist der sogenannte R-Wert entscheidend. Fehlt dieser ganz, dann heißt es außerhalb des Hochsommers Finger weg. Und natürlich muss man sich im Schlafsack auch richtig gut einpacken. Zieht man den Schlafsack oben nicht zu, dann entweicht hier die meiste Körperwärme und man könnte recht unterkühlt wieder aufwachen.

Die meisten Schlafsäcke haben zudem eine eingebaute Kapuze, die aber je nach Anatomie und Modell mal besser und mal weniger gut funktioniert. Ideale Ergänzungen sind eine Woll- oder Fleecemütze und ein Schlauchschal, damit es auch oben herum gemütlich bleibt. Die Hardcorevariante (für Temperaturen deutlich unter Null) wäre eine Balaklava, wie man sie im Motorradhandel oder im Outdoorladen bekommt. Diese sollte dann aber speziell als Kälteschutz ausgelegt sein.

Wer eher zum frieren neigt, der kann sich auch ein paar chemische Handwärmer einpacken. Es gibt wiederverwendbare Modelle (die mit dem Knick), die aber leider oft sehr viel weniger bzw. kürzer Wärme abgeben als versprochen. Gute chemische Handwärmer sind da deutlich effektiver und halten tatsächlich acht Stunden und länger durch, sei es zum vorsorglichen Aufwärmen des Schlafsacks oder um die Füße nachts warm zu halten.

Und apropo Füße: eine typische Ursache für kalte Füße im Schlafsack ist Kondenswasser, dass auf dem Schlafsack gelangen kann, wenn dieser Kontakt mit dem Zelt hat. Also entweder anders positionieren oder eine kleine Plane (und wieder mal eine Aufgabe für den Poncho) über die Füße legen. Dieser kleine Trick hat mich mal in Verbindung mit dem oben beschriebenen Poncholiner in einem viel zu dünnen Sommerschlafsack durch einige unerwartet kalte Frühlingsnächte in Bayern gerettet. Ihr merkt es schon: meine Vorliebe für multifunktionale Ausrüstung hat mir schon einiges an Ungemach erspart.


Die Sache mit dem Gewicht

Auf YouTube und den einschlägigen Webseiten wird in Sachen Outdoor nahezu ununterbrochen über Gewicht gesprochen. Das ist für Hiking, Trekking und Backpacking auch durchaus wichtig, je nach eigener Fitness für camping aber nur begrenzt interessant. Abhängig von der eigenen Konstitution ist es vielleicht kein Problem, einen 25kg oder 30kg Rucksack per ÖPNV bis zum Zeltplatz zu bringen. Und wenn man in Sachen Gewicht und Packmaß Kompromisse machen kann, dann lässt sich jede Menge Geld sparen, denn besonders in der Ultralight-Liga, neuerdings übertrumpft von der Hyperlight-Liga, schnellen die Preise oft ruckzuck in absurde Höhen. Gleichzeitig ist Ultralight-Ausrüstung oft ziemlich empfindlich oder hat andere Nachteile, wie Beispielsweise Zelte, in die man je nach Lichtsituation einfach reinschauen kann.

Am anderen Ende der Skala findet man besonderrs ausgemusterte Militärartikel und eine Masse an billig produzierten, aber oft qualitativ durchaus wertigen Imitaten. Hier wird es gerne mal ein wenig schwerer, vielleicht auch etwas größer, aber dafür bekommt man bei richtiger Wahl enorm stabile Ausrüstung, die sich von auch noch so widrigen Witterungs- und Umweltbedingungen nicht im geringsten beeindrucken lässt. Für Campingausflüge greife ich gerne auf solche Dinge zurück, für Hiking sind sie aber eben meist weniger gut geeignet.


Wertsachen

Camping und Werrtsachen, das ist immer so eine Sache. Besonders Smartphone und Geldbörse sollte man tunlichst immer dabei haben. Eine Cargohose kann das Problem bereits lösen, ansonsten kann man aber auch eine kleine Tasche oder einfach einen Faltrucksack (auch Rollup-Rucksack genannt) mitnehmen. Letztere sind meist etwa faustgroß und bieten je nach Modell auch einiges an Platz. Ich habe hier auch gleich mein Waschzeug drin. Übrigens gibt es auch Rucksäcke, die einen kleinen Rucksack gleich mit dabei haben, unterwegs meist als Deckeltasche oder Außentasche genutzt. Andere Alternativen sind Bauchtaschen oder Gürteltaschen, die sich leer meist auch recht klein verpacken lassen.


Tipps und Tricks

Und zu guter letzt hier noch eine kleine Auswahl bunter Tipps und Tricks:

  • Wanne oder Beutel für Kleinkram
    Beim Camping gibt es eine Menge Kleinkram, den man vor dem Zelt gerne griffbereit hat, der aber auch gerne mal im Gras verschwindet. Ich hatte mir anfangs aus einer alten Elefantenhaut, Pattex und Gewebeband eine kleine,faltbare Wanne gebaut, etwa 30x20x8cm, die in meiner vorderen Apsis wohnte und in der ich Kleinkram wie Campingbesteck aufbewahrt hatte. Es gibt auch Kaufvarianten, gedacht als transportable Waschbecken, die sind aber meist recht sperrig. In jüngerer Zeit (und nach einigen heftigen Regennächten) bin ich auf einen großen Trockenbeutel umgestiegen, den ich nachts verschließe und der mir auch sehr gute Dienste leistet.

  • Rucksackhülle
    Mein Rucksack wohnt beim Camping im Vorzelt bzw. in der Apsis, und damit das Tragesystem nicht ständig im feuchten Gras liegt, habe ich mir einen etwas überdimensionierten Regenüberzug zugelegt. Die oben erwähnte Elefantenhaut tut es aber auch, und man muss ja auch nicht die volle Größe verwenden.

  • Waschzeug
    Nach einigen Fehlversuchen habe ich mittlerweile meine ideale Waschzeugtasche für Outdooraktivitäten gefunden, und zwar das kleinere Modell von Snugpak. Diese kleine Tasche hat für meine Sachen die perfekte Größe, ist sehr stabil und man kann sie aufhängen. Die kleinen Netztaschen haben beispielsweise die genau richtige Größe für kleine Flaschen Sebamed duschgel.

  • Campinghandtücher
    Und wo wir gerade beim Thema waschen sind: wer mit dem Rucksack unterwegs ist, für den sind normale Frotteehandtücher vielleicht etwas zu platzraubend. Es gibt zahlreiche Campinghandtücher, die hier gute Dienste leisten, aber nur sehr wenig Platz benötigen. Die meisten sind aus Mikrofaser und fühlen sich beim Abtrocknen doch ein wenig wie Fensterleder an. Ich bin daher vor einiger Zeit auf sogenannte Bambushandtücher umgestiegen. Die sind zwar nicht ganz so natürlich, wie die Werbung es suggeriert, fühlen sich aber deutlich angenehmer an, nehmen mehr Wasser auf, trocknen noch schneller und sind genauso klein wie ihre Kollegen aus Mikrofaser. Abseits dessen habe ich aber auch immer ein kleines Mikrofaserhandtuch dabei, dass mir für alles Mlgliche dient, und sei es dazu, beim Zusammenpacken den Zeltboden trocken zu reiben.

  • Notlösungen für die Notdurft
    Immer dran denken, die Toilette ist manchmal ein gutes Stück entfernt, und vielleicht hat man es auch mal richtig eilig. Auf Amazon gibt es die eine oder andere Notlösung, und die kann besonders nachts sehr praktisch sein. Diese Beutel werden übrigens unter verschiedenen Markennamen angeboten, sind aber meist identisch. Sie sind leider recht klein und im Gegensatz zur reichlich optimistischen Produktbeschreibung nicht verschließbar, geschweige denn wiederverschließbar, aber es wird ein Müllbeutel mitgeliefert und das Granulat funktioniert bei mäßiger Füllmenge sehr gut.

  • Töpfe schrubben
    Ich habe mir eine nette kleine Campingbürste von MSR zugelegt, die tatsächlich gute Dienste leistet, wenn man unterwegs sein Campinggeschirr reinigen möchte.

    Und hier noch eine kleine Warnung: das Geschirr im naheliegenden Bach ausspülen kann je nach Vorschriftenlage ohnehin jede Menge Ärger geben, ist aber auch gesundheitlich nicht ganz unbedenklich. Während der Kochtopf nämlich hoffentlich beim nächsten Mal heiß genug wird, um evtl. im Wasser enthaltene Keime und Einzeller abzutöten, gibt das nicht für Löffel und andere Utensilien. So sehr also das Spülen im Fluss die Trapperromantik anspricht, greift hier lieber auf Trinkwasser zurück, und lasst euch vor allem nicht von dem "das Wasser ist aber ganz klar" Unsinn ins Bockshorn jagen. Wasserqualität kann man nicht optisch begutachten, und wirkliches Trinkwasser kommt in freier Natur schlicht nicht vor. Wer aus irgendwelchen Gründen trotzdem Flusswasser nehmen will oder muss, der sollte es vorher filtern bzw. behandeln, um es einigermaßen in Trinkwasser zu verwandeln. Aber auch hier gilt: kein Filter, kein UV-Licht und keine Tabellte kann alles Ungesunde aus dem Wasser rausbekommen, denn man weiß nie wirklich, wer bachaufwärts gerade was ins Wasser gekippt oder was sich früher einmal im Sediment abgesetzt hat.


Und das wäre es dann auch für heute. Habt ihr selbst Tipps für blinde Camper? Dann hinterlasst mir doch einfach einen Kommentar. Ansonsten viel Spaß auf eurem nächsten Campingtrip. Vielleicht trifft man sich ja mal irgendwo.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen