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Sonntag, 12. Februar 2017

Im Test: das Trekz Titanium Knochenleitheadset von Aftershokz

In diesem Beitrag möchte ich mich etwas ausführlicher mit dem Trekz Titanium beschäftigen, dem neusten Mitglied der Aftershokz Serie an Knochenleitheadsets, oder korrekterweise Knochenleitkopfhörern mit eingebautem Mikrofon, denn dieses neue Modell hat es wirklich in sich.

Damit währen wir dann auch gleich beim Transparenzhinweis, der natürlich umso wichtiger ist, wenn einem ein Produkt wirklich gut gefällt: mein Trekz Titanium wurde mir kostenlos, aber auch absolut bedingungslos, von der Firma HBI zur Verfügung gestellt, die Aftershokz in Deutschland vertritt. Wer mich kennt, der weiß, wie viel oder wenig so etwas mein Urteil beeinflusst, der Rest muss leider raten. Getestet habe ich das Trekz Titanium übrigens mit einem iPhone 7 unter iOS 10.2.1, bei anderen Betriebssystemen bzw. Versionen mag es an der einen oder anderen Stelle Abweichungen geben.


Was ist Knochenleittechnik

Ein Knochenleitkopfhörer (engl. Bone Conduction Headphones) überträgt im Gegensatz zu traditionellen Kopfhörern den Schall nicht durch die Luft und den Gehörgang ans Trommelfell, sondern über den Schädelknochen (in diesem Fall den Wangenknochen) direkt ins Innenohr. Der entscheidende Vorteil: die Ohren bleiben komplett frei, nichts behindert die Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen, was diese Kopfhörer besonders für Blinde geeignet macht. Wer sich mittels Smartphone Apps wie Blindsquare, OverThere, Ariadne oder ViaOpta Nav durch die Stadt leiten lässt, der sollte besonders als Blinder tunlichst gleichzeitig die volle akustische Wahrnehmung seiner Umgebung haben, und genau das gewährleisten Knochenleitkopfhörer. Der Schlüssel sind dabei die sogenannten Konduktoren, die vor den Ohren auf den Fortsätzen des Wangenknochens sitzen und den Schall direkt an den Schädelknochen übertragen.


Das Trekz Titanium

So sehr es naheliegen würde, das Trekz Titanium mit dem älteren Aftershokz Bluez zu vergleichen, es wäre tatsächlich ein wenig absurd. Während das Bluez zwar auch ein sehr ordentliches Headset war und ist, stellt das Trekz Titanium eine völlig neue Gerätegeneration dar.

Das Trekz Titanium ist schmal, 36g leicht und wirkt mit seinem Design in unterschiedlichen Grautönen recht sportlich. Die Oberfläche ist beschichtet, was zu einem sicheren Halt beiträgt. Faltbar ist es leider immer noch nicht, aber zumindest ist der Bügel deutlich flexibler als beim Bluez und macht einen ziemlich stabilen Eindruck. Diverse kleinere Reisen in meiner Jackentasche hat es jedenfalls unbeschadet überstanden.

Neben dem Headset gehören noch eine Transporttasche, ein Ladekabel und ein paar einfache, aber durchaus brauchbare Ohrstöpsel in einer kleinen Kunststoffbox zum Lieferumfang. Dazu kommt noch ein zusätzliches Band, mit dem man das Trekz auch an kleinere Köpfe anpassen kann.

Geladen wird das Headset über die übliche Mikro-USB Buchse, die sich unter einer Kunststoffabdeckung neben den Lautstärkereglern am linken Bügel befindet. Eine volle Ladung ermöglicht dabei nach Herstellerangaben sechs Stunden Betriebszeit oder 10 Tage Standby-Zeit. Geladen ist das Headset nach 1,5h, was durch eine blaue LED signalisiert wird.


Sitz und Tragekomfort

In Sachen Tragekomfort gefällt mir das Trekz Titanium deutlich besser als sein Vorgängen. Das geringere Gewicht, die bessere Passform und die gummierte Oberfläche lassen mich oft vergessen, dass ich es überhaupt trage, was dank meines übergroßen Schädels bei anderen Headsets selten der Fall ist. Das hängt aucvh mit der Flexibilität des Bügels zusammen, es passt sich einfach besser an unterschiedliche Kopfgrößen an.

Bei meinen normalen Alltagsaktivitäten sitzt das Headset recht sicher, und der Bügel streitet sich nur minimal mit dem Bügel meiner Sonnenbrille. Wie sportgeeignet es ist, kann ich aktuell nicht so richtig testen, aber es dürfte auf jeden Fall weit besser halten als sein Vorgänger.


Klangqualität

Die Klangqualität muss man sicherlich differenziert betrachten. Knochenleitkopfhörer haben natürlich nicht den gleichen Klang wie ein HiFi-Kopfhörer, da diese Form der Schallübertragung einfach gewisse Einschränkungen mit sich bringt. Innerhalb dieser Kategorie ist das Trekz Titanium aber sehr hochwertig und hat für meine subjektiven Ohren nochmal einen deutlich besseren Klang als das Bluez oder auch das kabelgebundene SportZ M3. An den äußeren Enden des Klangspektrums, das sich übrigens von 20 Hz bis 20 kHz erstreckt, wird es naturgemäß etwas dünner, aber die Sprachwiedergabe inkl. VoiceOver ist sehr gut verständlich und kommt bei richtiger Platzierung der Konduktoren auch laut und deutlich im Innenohr an. In Sachen Musik ist das definitiv Meinungssache, aber der für mich alles entscheidende Faktor ist und bleibt, dass ein Knochenleitkopfhörer keine Umgebungsgeräusche dämpft, was für mich als Blinden bei der Orientierung schlicht unerlässlich ist.

Wirklich beeindruckt hat mich das eingebaute (Doppel-)Mikrofon. Die Sprachqualität ist exzellent, und selbst ein leises Flüstern wird klar und deutlich übertragen. Bei meinen bisherigen Tests wurden dabei Ungebungsgeräusche sehr effektiv ausgefiltert, und selbst mit ziemlich lauter Musik im Hintergrund stand die Stimme auf der anderen Seite des Telefonats deutlich im Vordergrund und war sehr gut zu verstehen.


Die Bedienung

Auf der linken Seite findet man direkt auf dem Konduktor die Multifunktionstaste, die so einiges zu bieten hat:
  • Einmal drücken:Starten bzw. pausieren der Musikwiedergabe
  • Während der Musikwiedergabe doppelt drücken: nächster Titel
  • Eingehender anruf: einmal drücken zum Annehmen bzw. Auflegen
  • Während eines Telefonats einmal drücken, um einen weiteren Anruf anzunehmen bzw. zwischen Anrufen hin- und herzuschalten (Makeln)
  • Während eines Telefonats für zwei Sekunden gedrückt halten, um einen neuen Anruf anzunehmen und dabei den aktiven Anruf zu beenden
  • Wenn ein Anruf eingeht zwei Sekunden gedrückt halten, um abzulehnen
  • Zwei Sekunden gedrückt halten, um Sprachwahl auszulösen bzw. Siri zu aktivieren
  • Zweimal drücken für Wahlwiederholung

Auch die Lautstärketasten, zu finden am rechten Bügel, sind mit einigen Zusatzfunktionen belegt:
  • Zum Ein- oder Ausschalten des Headsets die Lauter-Taste (zu erkennen an der taktilen Markierung) gedrückt halten
  • Zum Aktivieren des Kopplungsmodus die Lauter-Taste länger gedrückt halten
  • Um während eines Telefonats das Mikrofon stumm zu schalten, beide Tasten zusammen zwei Sekunden gedrückt halten
  • Während der Musikwiedergabe beide Tasten zusammen zwei Sekunden gedrückt halten, um den Equalizer umzuschalten. Standardmäßig ist dieser auf Optimierung der Musikwiedergabe eingestellt, was besonders der Basswiedergabe gut tut.
  • Um den Akkustatus abzufragen, außerhalb von Telefonaten/Musikwiedergabe die Lauter-Taste drücken

Das Trekz Titanium beherrscht auf Multipoint-Verbindungen, also die Kopplung mit mehreren Bluetooth-Geräten. Diesen Kopplungsmodus aktiviert man durch gleichzeitiges Halten der Lauter-Taste und der Multifunktionstaste.

Zu guter Letzt gibt es auch noch eine Rücksetzfunktion. Um diese zu aktivieren, geht man in den Koppelmodus und hält anschließend alle drei Tasten drei Sekunden lang gedrückt.


Konnektivität

Die Bluetooth-Verbindung zum iPhone 7 funktioniert bei mir sehr zuverlässig, selbst wenn ich das iPhone in meiner dicken Winterjacke in der Innentasche trage. Lobenswerterweise wird bei aktiver Verbindung auch der Ladestatus des Headsets in der Statuszeile des iPhone angezeigt, was umso wichtiger ist, da das Trekz Titanium zeitsparenderweise seinen Ladestatus nicht automatisch ansagt. Die Sprachassistentin mit dem klangvollen Namen "Audrey says" steht beim Koppeln und anderen Aktivitäten zur Seite, und das ohne unnötiges Gelaber.

Und für die Tekkis: unterstützt wird Bluetooth Version 4.1 mit den Profilen A2DP, AVRCP, HSP und HFP.


Preis und Fazit

Aktuell kostet das Trekz Titanium bei Amazon € 159,-. Das ist sicherlicht nicht ganz billig, aber für die Qualität meiner Meinung nach völlig angemessen. Ich bin jedenfalls sehr angetan von diesem Headset, was sich auch einfach dadurch ausdrückt, dass ich es im Alltag deutlich öfter verwende als seinen Vorgänger.


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