Sonntag, 6. April 2014

Computer-Tipp: internetsuche für Fortgeschrittene

Man kann beim Surfen im Internet eine Menge Zeit und Nerven sparen, wenn man sich ein wenig mit der Suchsprache der eigenen Lieblings-Suchmaschine auseinander setzt. Dabei kann die Suchmaschine auch das eine oder andere Zugänglichkeitsproblem lösen, und einen Blinden beispielsweise an einem störrischen Flash-Intro vorbeibringen.

Ich möchte hier einige Beispiele anhand der Google Suchsprache erläutern. Bevor wir aber in den Tiefen der Technik versinken, hier noch ein paar Hinweise vorab:
  • Ein Hinweis zur Schreibweise der Suchbegriffe in diesem Artikel: ich habe die Beispiele in einfache Anführunggszeichen (') gesetzt. Diese darf man natürlich nicht mit eingeben, sondern nur, was dazwischen steht.
  • Wer Schwierigkeiten hat, die genaue Schreibweise der einzelnen Begriffe bzw. Beispiele mit dem Screenreader zu erfassen, der kann sich die entsprechenden Teile entweder buchstabieren lassen oder eine höhere Zeichen- bzw. Symbolebene einstellen. Bitte denkt daran, dass es hier auf jeden Buchstaben ankommt, und das bereits ein Leerzeichen an der falschen Stelle aus einem Schlüsselwort ein Suchwort machen kann.
  • Die in diesem Artikel beschriebene Techniken funktionieren, aber sie funktionieren leider nicht immer. Nicht jedes Schlüsselwort kann mit jedem anderen kombiniert werden, und bei einigen Techniken hat Google auch noch so seine Schwierigkeiten. Hier heißt es im Zweifelsfall einfach ausprobieren.



Standard-Werkzeuge


Anführungszeichen (")
Setzt man zwei oder mehr Suchbegriffe gemeinsam in Anführungszeichen, so werden diese als zusammenhängende Begriffsfolge gesucht. Eine Suche nach '"nvda screenreader"' würde also nur Treffer anzeigen, bei denen diese beiden Begriffe zusammenhängend auftauchen. Eine Webseite, die lediglich den Satz 'NVDA iszt ein Screenreader' enthält, würde nicht als Treffer angezeigt. Anwenden lässt sich diese Suchmethode besonders bei feststehenden Begriffen, Produktbezeichnungen, Firmen- und Personennamen, aber auch für die Suche nach Zitaten. Ich nutze dies z.B. bei der Suche nach Liednamen. Einfach ein aussagekräftiges Stück des Textes in Anführungszeichen eingeben, und die Liedtextdatenbanken liefern mir Titel und Kümstler frei Haus.

Es gibt aber auch noch eine andere Anwendung: mit Anführungszeichen kann man Google meistens daran hindern, die eigenen Eingaben kreativ umzuinterpretieren ("nein, der kann unmöglich MVDA gemeintg haben, dass muss NVidia sein") Außerdem scheint Google Begriffen in Anführungszeichen mehr Gewicht bei der Auswahl bzw. Sortierung der Ergebnisse zu geben.


Worte ausschließen mit dem Minuszeichen
Mit dem Minuszeichen kann man Begriffe oder Wortkombinationen (in Anführungszeichen) ausschließen. Auf diese Weise kann man beispielsweise nach einem Produkt suchen, dabei aber einen bestimmten Hersteller ausschließen: 'mp3 player -apple'. Dabei ist natürlich Vorsicht geboten, denn eine solche Suche würde alle Webseiten ausschließen, die irgendwo das Wort 'apple' erwähnen, und sei es nur in einem Nutzerkommentar.

Abhilfe schaffen da oftmals die weiter unten beschriebenen Schlüsselworte, denn die meisten lassen sich mit dem Minuszeichen negieren und damit zum Ausschließen von Webseiten verwenden (z.B. '-intitle:'). Ich nutze diese Möglichkeit sogar noch häufiger als das vollständige Ausschließen von Begriffen, da weniger Risiko besteht, versehentlich die falschen Seiten auszuschließen.

Weniger vorsichtig muss man beim Ausschließen meist dann sein, wenn man einen weit verbreiteten Begriff in einem anderen Zusammenhang sucht. Wer also nach 'Apple' suchen will, aber damit nicht den Hersteller meint, der wird mit einer Suche nach 'apple -iphone -mac' viel zur Bereinigung der Suchtreffer beitragen und zusammen mit weiteren Suchbegriffen schneller ans Ziel kommen.


* (Asterisk/Multiplizierzeichen) - Platzhalter für Worte oder Wortbestandteile
Google ist, wie bereits erwähnt, im Regelfall sehr kreativ darin, die eingegebenen Suchbegriffe umzuinterpretieren. Dies gilt aber nicht, wenn man einen Suchbegriff in Anführungszeichen setzt oder wenn man ihn mit einem Schlüsselwort zusammen verwendet. Mit dem "*"-Zeichen kann man Google gezielt anweisen, auch Wortvariationen einzuschließen.

Zum einen kann man damit beispielsweise das Ende eines Wortes offen lassen: 'gitarre*' findet sowohl die Gitarre als auch den Gitarrenkoffer. Dies sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn man die weiter unten beschriebenen Schlüsselworte verwendet, denn ohne das "*"-Zeichen können diese die besten Treffer einfach ausschließen.

Noch viel interessanter ist es aber, das "*"-Zeichen zusammen mit Anführungszeichen zu verwenden, denn hier kann es auch ganze Worte ersetzen. Wer also nach '"vom waldrand * es her"' sucht, der findet tatsächlich Fontanes tragischen Helden.

Dieses sogenannte Wildcard-Zeichen ist in vielen Situationen sehr praktisch. An manchen Punkten stößt Google aber auch an seine Grenzen. Das "*"-Zeichen am Wortende oder als Ersatz für ein Wort funktioniert meistens, mitten im Wort kann Google es aber oft nicht besonders leiden.


OR - Suche nach einem von mehreren Worten mit der Oder-Verknüpfung
Gibt man in Google eine Suche aus mehreren Begriffen ein, so werden Webseiten angezeigt, die alle diese Begriffe enthalten. Will man aber nach Webseiten suchen, die mindestens einen der Begriffe enthalten, so kann man dies mit dem Operator "OR" tun. Dieser muss übrigens komplett groß geschrieben werden. Ein typisches Beispiel ist die Suche nach einem Begriff in verschiedenen Sprachen, beispielsweise 'hifi verstärker OR amplifier'.


.. (zwei Punkte) - Suchen nach Zahlen in einem Bereich
Verbindet man zwei Zahlen mit zwei Punkten (ohne Leerzeichen), so werden diese von Google als Wertebereich gelesen. Alle Zahlen, die zwischen der niedrigsten und der höchten Zahl liegen, gelten als Treffer. Wer also beispielsweise nach Romanen zwischen 1950 und 1955 sucht, der kann einfach nach 'roman 1950..1955' suchen.


intitle: und allintitle: - Suche im Seitentitel
Mit diesem Schlüsselwort sucht man Begriffe im Titel einer Seite. Das ist besonders dann nützlich, wenn man Begriffe sucht, die typischerweise auf allen mgglichen Webseiten vorkommen, z.B. die Namen von sozialen Netzwerken. Beispiel: 'jaws intitle:facebook' sucht nach Seiten die JAWS enthalten, und deren Titel "Facebook" enthält.

Verwendet man "allintitle:", so müssen alle dahinter aufgelisteten Schlüsselwörter im Titel vorkommen. Beispiel 'allintitle:jaws twitter' sucht nach Webseiten, die sowohl "JAWS" als auch "Twitter" im Titel stehen haben.


filetype: - Suche nach Dateitypen
Mit diesem Schlüsselwort kann man gezielt nach bestimmten Dateitypen (Dateiendungen) suchen. Sucht man beispielsweise eine Bedienungsanleitung, so kann ein 'filetype:PDF' Sinn machen, denn das wird wahrscheinlich das Format der gesuchten Datei sein. Umgekehrt kann man natürlich auch bestimmte Dateitypen ausschließen, indem man '-filetype:' verwendet.


site: - Suche innerhalb einer Webseite
Mit diesem Schlüsselwort kann man die Suche auf eine bestimmte Domäne oder Länderdomäne (TLD) beschränken. Das ist z.B. nützlich, wenn man eine Webseite durchsuchen will, die keine oder nur eine besonders störrische Suchfunktion hat. Beispiel: 'NVDA site:twitter.com' durchsucht die Twitter-Webseite nach NVDA.

Eine andere wichtige Anwendung ist die Einschränkung der Suche auf bestimmte Landesdomänen: 'braillezeile shop site:.de' sucht einen Shop für Braillezeilen, aber nur in deutschen Landesdomänen (und nicht in schweizerischen oder österreichischen). Shops mit der Domäne .com werden hier aber natürlich ebenfalls ausgeschlossen, es sei denn, man ergänzt die .com-Domäne mit der Oder-Verknüpfung: 'braillezeile shop site:.de OR site:.com'. Und auch hier gilt es wieder, beim "OR" auf die Großschreibung zu achten.

Sucht man nur nach site: mit einer bestimmten Domäne, so erhält man (zumindest theoretisch) eine Liste aller Seiten, die Google von dieser Domäne indexiert hat. Das ist für Blinde sehr praktisch, falls eine Webseite mal eine hakelige Navigation hat. Ich habe so z.B. schon die Speisekarte aus einer nahezu unzugänglichen Restaurantwebseite herausgekratzt, und ironischerweise war die normal lesbar. Das Ergebnis ist aber oft unvollständig, da Google so seine eigenen Vorstellungen hat, was in den Index gehört und was nicht.


related: - Suche nach verwandten Seiten
Mit diesem Schlüsselwort, gefolgt von einer Domäne oder Webadresse, lassen sich Seiten finden, die einer bestimmten Webseiute ähneln, vergleichbar mit einem Klick auf "Ähnliche Seiten"! in den Suchergebnissen. Wie genau Google die Ähnlichkeit von Webseiten bestimmt ist zwar nicht überliefert, aber das Ergebnis ist in manchen Fällen erstaunlich gut. Leider steht die Funktion aber nicht für alle Seiten zur Verfügung. Eine Suche nach Webseiten, die inhaltlich mit diesem Blog verwandt sind, blieb ohne Ergebnis.


define: - Wortdefinitionen suchen
Wenn's mal schnell gehen soll: mit define lassen sich Begriffsdefinitionen beliebiger Worte abfragen. Wer also schon immer mal wissen wollte, was ein Wandelstern ist, der kommt mit 'define:wandelstern' zum Ziel. Auch den Roten Riesen kann man sich hier erjkären lassen. Bei einer Klemperer Rosette gibt Google aber auf und verweist direkt auf Wikipedia.

Man kann den Begriff aber auch auf deutsch und ohne den Doppelpunkt angeben: 'definiere wandelstern' ergibt das gleiche Ergebnis wie 'define:wandelstern'.



Die nächste Dimension


cache: - Durchsuchen des Google Zwischenspeichers
Google speichert den Text zahlreicher Webseiten in seinem eigenen zwischenspeicher (cache"), um das Indexieren zu beschleunigen. Mit dem Schlüsselwort "cache", gefolgt von einer Domäne oder URL, kann man diesen Zwischenspeicher abfragen. Diese Art der Suche kann sinnvoll sein, wenndie gwünschte Webseite momentan nicht verfügbar ist, aber man irgendwie an den Text kommen will. Eine andere Anwendung ist, aus einer besonders störrischen Webseite den lesbaren Text zu extrahieren, was so manche Inhalte zutage fürdern kann, die man mit dem Screenreader nicht erreicht.

Bei der Suche im Cache muss man aber immer im Hinterkoppf behalten, dass die Inhalte nicht unbedingt aktuell sind. In der Regel bekommt man hier den Stand der Webseite beim letzten Besuch des Google-Bots zu sehen, und der kann durchaus einige Zeit zurück liegen.


link: - Suche nach Webseiten mit Links auf eine bestimmte Adresse
Mit diesem Schlüsselwort lassen sich Seiten suchen, die auf die angegebene Adresse verlinken. Dies ist sehr praktisch, aber auch leider ziemlich unzuverlässig, Google findet meist nur einen Bruchteil der verlinkenden Seiten.


info: - Anzeigen von Informationen über eine Domäne / Webseite
Mit diesem Schlüsselwort lassen sich einige der Informationen abfragen, die Google über eine Webseite gespeichert hat. Dabei werden einige der oben beschriebenen Abfragen als Links angeboten, was dieses Schlüsselwort zu einem guten Ausgangspunkt macht, um eine Webseite von außen zu erkunden.
Beispiel: 'info:freedomscientific.com'


intext: und allintext: - Suche im Haupttext der Seite
Dieses Schlüsselwort sucht einen Begriff ausschließlich im Haupttext der Webseite und ignoriert dabei nicht nur den Seitentitel, sondern auch Links, Anker und URLs.


inurl: und allinurl: - In der Webadresse suchen
Mit diesem Schlüsselwort kann man etwas in der Webadresse einer Seite suchen. Das kann vielfältige Anwendungen haben. Ein Beispiel: 'site:dbsv.org inurl:2014' sucht nach allen Treffern auf der Seite dbsv.org, die "2014" in der URL haben, was aktuelle News und Blogbeiträge zu Tage fördern kann, aber natürlich auch aktuelle Seiten ausschliesstn könnte, falls diese die Jahreszahl nicht in der URL stehen haben.

Wer technisch fit ist, der kann dieses Schlüsselwort auch dazu benutzen, bestimmte Arten von Webseiten zumindest teilweise auszuschließen, z.B. durch Ausschluss populärer Forensysteme mittels ihrer URL-Syntax. Umgekehrt lassen sich auch bestimmte Funktionen suchen, wie zum Beispiel die Druckvorschau einiger Seiten durch ergänzen von 'inurl:print.php'.



Google denkt


Google hat abseits dieser eher technisch orientierten Funktionen auch noch einige Besonderheiten implementiert. Eine kleine Auswahl:

  • Taschenrechner
    Erkennt Google in der Suche eine Rechenaufgabe, z.B. '1+1" oder auch 'log(25)', so wird ein guter, altmodischer Taschenrechner mitsamt gewünschtem Ergebnis eingeblendet. Dessen Zugänglichkeit ist seit einiger Zeit nicht mehr so ganz optimal, er funktioniert aber.
  • Währungsrechner
    Was sind 499 Yen in Euro? Eine Suche nach '499 yen in euro' bringt die Antwort, auch leicht übertriebene acht Nachkommastellen genau.
  • Einheitenumrechner
    Auch Einheiten lassen sich bei Google bequem umrechnen, z.B. '120 meilen in km'.
  • Kinoprogramme
    Sehr praktisch gerade für Blinde: eine Suche nach 'kino wiesbaden' oder nach 'kino 65197' bringt einem das ärtliche Kinoprogramm direkt im Google-Fenster, was einem sportliche Navigationsübungen auf Kinowebseiten ersparen kann. Und das Ergebnis wird noch dazu in einer Tabelle angezeigt, was die Navigation ungemein erleichtert.
  • Wetter
    Die Wettervorhersage gibts bei Google für die nächsten sieben Tage, inklusive aller wesentlichen Details. Einfach das Wort "Wetter" zusammen mit der Stadt oder dem Land angeben, z.B. 'wetter wiesbaden' oder 'wetter bahamas'. Die Zugänglichkeit ist nicht perfekt, und leider beschriftet Google die Grafik für die aktuelle Wetterlage nicht, aber diese Information steht auch im Text darüber. Wenn man sich dann an den Beschriftungen des Wetterdiagramms darunter vorbeigehangelt hat, dann findet man die Übersicht der nächsten sieben Tage mit Wochentag, Wetter (diesmal beschriftet) und Höchst- und Tiefsttermperaturen.
  • Aktienkurse
    Auch einige Aktienkurse lassen sich mit Google direkt und ohne Umweg über eine Webseite abfragen, z.B. durch eine Sucche nach 'aktie daimler' oder nach 'aktie 710000', wobei die Zahl natürlich die WKN darstellt. Aus irgendeinem Grund funktioniert das aber nur bei einem Teil der börsenorientierten Unternehmen.
  • Fußballergebnisse
    Einfach den Namen des Vereinss eingeben, und am Anfang der Trefferliste tauchen dann die letzten Spielergebnisse auf.


Okay, das soll es für heute erstmal gewesen sein. Wer noch immer keine Kopfschwerzen hat, der kann ja mal bei Google direkt schauen, denn dort gibt es durchaus noch weitere Schlüsselwort, insbes. solche, die für bestimmte Suchdienste wie Bilder oder Gruppen gelten

Und jetzt heißt es, all diese spannenden Funktionen auszuprobieren und damit zu beginnen, seinen persönlichen Werkzeugkoffer zu füllen. Es lohnt sich!

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