Freitag, 7. Februar 2014

Im Test: das Aftershokz Bluez Knochenleit-Headset

Jetzt habe ich auch eines: mit der letzten Hilfsmittellieferung kam auch mein Aftershokz Bluez Headset. Ich hatte mich nach reichlich Recherche und diversen Gesprächen mit Hilfsmittelberatern für diesen Hersteller entschieden, da er bei Knochenleit-Headsets in der unteren Preisklasse momentan in Sachen Qualität ziemlich alleine zu stehen scheint. Das Lesen von Testberichten war dabei stellenweise recht erheiternd: eine erstaunliche Anzahl von Käufern scheint keine Ahnung zu haben, warum sie ein Knochenleit-Headset gekauft hatten, oder was das überhaupt ist. Und entsprechend bunt fallen dann auch die Kommentare aus.

Und was ist es nun?

Ein Knochenleitkopfhörer (Bone Conduction Headphones) überträgt um Gegensatz zu regulären Kopfhörern den Schall nicht durch die Luft ans Trommelfell, sondern über den Schädelknochen direkt ins Ohr. Der für mich entscheidende Vorteil ist dabei, dass die Ohren komplett frei bleiben, nichts behindert die Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen.

Meine Motivation war das Thema Mobilität. Ich wollte weg von meinem einohrigen Standard-Headset, hin zu Stereo (was bei immer mehr Anwendungen eine Rolle spielt) und hin zu einem Knochenleitkopfhörer, der mir den Schall liefert, ohne die Umgebungsgeräusche zu dämpfen oder zu verfälschen.

An dieser Stelle möchte ich übriegns gleich mal ein weit verbreitetes Missverständnis aufklären: das Aftershokz Bluez ist tatsächlich ein Headset, es verfügt also über Kopfhörer und Mikrofon. Letztes ist aber soweit ich das fewststellen kann nich in Knochenleittechnik ausgeführt, sondern ein reguläres Mikrofon, das am Linken Konduktor sitzt.


Das Gerät


Das Headset wirkt sehr solide und gut verarbeitet. Mitgelifert werden ein typisches USB-Ladekabel (ohne Netzteil), eine Bedienungsanleitung, ein Gummiband (siehe unten) und eine praktische Transporttasche. Letztere ist eine gute Idee, denn der Bluez lässt sich leider nicht zusammenfalten.

Das Bluez selbst besteht aus einem kräftigen Bügel, an dessen Endem nach unten abgewinkelt die Konduktorrn sitzen. Der Büdel wird hinter dem Kopf bzw. im Nacken getragen und von hinten über die Ohren gehängt, so dass die Konduktoren vor den Ohren sitzen.


Tragekomfort


Ich hatte angesichts des Bügels einige Bedenken, da ich einen extrem großen Kopf habe. Diese Bedenken wurden aber in der Praxis weitgehend zerstreut. Übermäßig bequem ist der Kopfhörer für mich zwar nicht, und die Konduktoren sitzen etwas zu nahe an meinen Ohren, aber er ist gut tragbar. Wer in Sachen Schädelgröße am anderen Ende des Spektrums rangiert, für den liegt übrigens ein Gummiband bei, mit dem das Headset in der richtigen Position gehalten werden soll.

Im Gegensatz zu meinem Jabra ist der Bluez übrigens nicht großartig im Weg, wenn man gleichzeitig eine Brille trägt.


Klangqualität


Vom Klang des Bluez war ich positiv überrascht. Hifi ist es natürlich nicht, aber der Schall kommt klar und unverzerrt im Ohr an, und auch bei lauter Umgebung habe ich keinerlei Probleme, mein iPhone zu verstehen. Beim Musikhören kommt der Bluez ein wenig an seine Grenzen, aber das ist ja immer eine Frage der Erwartung. Knochenleittechnik ermöglicht nicht den gleichen Frequenzgang wie eine Schallübertragung über die Luft, aber für Sprachübertragung ist es allemal ausreichend.

Das Hörerlebnis hängt dabei beim Bluez entscheidend von der Poisition der Konduktoren ab. Wer Probleme mit verzerrtem, hohlem Klang hat oder wem der Klang zu leise erscheint, der sollte verschiedene Positionen ausprobieren, und dabei auch das mitgelieferte Gummiband nicht vergessen.

Auch als Headset genutzt scheint das Bluez ordentlich zu klingen. Der Eindruck meiner Gesprächspartner war jedenfalls bisher überwiegend neutral, auch wenn das Bluez wohl etwas empfindlicher in Sachen Umgebungsgeräusche zu sein scheint. Was man aber immer im Hinterkopf behalten sollte: bei Knochenleitkopfhörern kann die Umgebung ggf. ein wenig mithören.


Bluetooth


Die Kopplung verlief erwartungsgemäß problemlos. Der Bluetooth-Empfang ist dagegen etwas durchwachsen. Unterwegs fängt mein Gespann aus iPhone 5 und Bluez doch ab und zu mal ettwas zu stottern an, und das selbst dann, wenn ich das iPhone in der Hand halte. Mit meinem Plantronics Headset habe ich das gleiche Problem , mein Jabra arbeitet dagegen sehr viel zuverlässiger.

Falls das Bluez seine Bluetooth-Verbindung zum Gerät verliert, hilft übriegns ein Druck auf eine beliebige Taste, um die Verbindung wiederherzustellen.


Die Bedienung


Das Bluez verfügt neben dem Schiebeschalter auf der Rückseite (zum Ein- und Ausschalten) noch über jeweils eine Taste auf den beiden Konduktoren (die vor dem Ohr sitzen) und über einen Wipptaster auf dem Bügel. Hier eine kleine Funktionsübersicht, ohne Gewähr, aber mit herzlichem Dank an Jens und Oliver, die diese Informationem in der TuKSuB-Mailingliste veröffentlicht hatten:

  • Anruftaste (linkes Ohr)
    • Kurz drücken: Anruf annehmen bzw. auflegen
    • Lang drücken: Siri aufrufen
    • Während des Klingelns lang drücken: Anruf ablehnen
    • Während eines Gespräches lang drücken: Telefonat an Mobiltelefon weitergeben (also ohne Headset weiter telefonieren)
  • Play-Taste (rechts)
    • Kurz drücken: Play bzw. Pause
    • Kurz drücken wäjremd eines Telefonates: Mikrofon stumm schalten bzw. Stummschaltung aufheben
    • (Sehr) lang drücken: Bluetooth Pairing aktivieren. Falls das Headset beim Einschalten noch mit keinem Gerät verbunden ist, dann geht es automatisch in den Pairing-Modus.
  • Wippschalter hinten:
    • Kurz drücken: lauter bzw. leiser, wird mit einzelnem Signalton quittiert
    • Länger drücken: voriger bzw. nächster Musiktitel (wird mit öherem Signalton quittiert)

Fazit

Ich bin mit meinem neuen Headset vollkommen zufrieden. Für die angedachte Anwendung, nämlich meine Mobilität zu verbessern und gleichzeitig meine Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, ist es genau richtig, und zum Telefonieren ist es durchaus auch geeignet. Bei meinen bisherigen Versuchen habe ich dabei übrigens eine interessante Erfahrung gemacht: im Gegensatz zu konventionellen headsets habe ich beim Bluez nicht die geringsten Probleme, das Gequassele meines iPhones bei bedarf in meinem Gehirn auszublenden. Das bedeutet, dass ich ein munterdrauflos quatschendes Blindsquare spontan aus meiner Wahrnehmung verbannen kann, während ich an einer Kreuzung auf den Verkehr höre. Bei anderen headsets musste ich da manchmal eingreifen, um nicht zu sehr abgelenkt zu werden. In jedem Fall war dies eine Anschaffung, die ich wieder tätigen würde. Weitere Informationen: Aftershokz Bluez auf der Aftershokz Webseite

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen