Dienstag, 5. November 2013

Wir sehen uns morgen!

Liebe Sehenden!


Ihr braucht euch nicht jedes Mal die Zunge abbeißen, wenn ihr in Gegenwart eines Blinden von "sehen" sprecht. "Wir sehen uns morgen" ist eine gebräuchliche Redewendung wie viele andere auch, nicht mehr und nicht weniger, und die meisten Blinden verwenden diese so selbstverständlich wie jeder andere.

Ihr braucht auch nicht irgendwelche Wortakrobatik verwenden, um auf Teufel komm raus das B-Wort zu vermeiden. Das klingt meistens einfach nur peinlich. Blinde sind blind. Punkt. Vierunzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Blind. Für einen Blinden gibt es nichts Normaleres auf der Welt, als blind zu sein. Und während eure visuell eingeschränkten, mit gewissen Problemen mit der Sehkraft ausgestatteten, ophtalmologisch herausgeforderten, nicht so ganz gut sehenden, okular benachteiligten Mitmenschen es vielleicht durchaus zu schätzen wissen, wenn ihr ihnen nicht eine halbe Stunde lang das Ohr darüber abkaut, welche Gemäldegalerien sie unbedingt besuchen müssen, ist ihnen das vermutlich lieber als sorgfältig ausgewähltes herumstottern vor lauter Angst, man könnte das falsche Wort sagen. Das Gegenteil von Ausgrenzung ist Normalität, ist Akzeptanz. Und so wichtig eine gewisse Sensibilität im Umgang mit Behinderten auch ist, man kann alles auch übertreiben.

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