Donnerstag, 14. November 2013

Kommentar: TapTapSee zukünftig kostenpflichtig

Der neueste SeroTalk Podcast kam u.a. mit der Ankündigung, dass die iPhone App TapTapSee zukünftig nicht mehr kostenlos genutzt werden kann, sondern nur noch im kostenpflichtigen Abo. Dabei stehen zwei Optionen zur Verfügung: man kann 100 Bilderkennungen für US$ 7,99 oder einen Monat unbegrenzte Bilderkennung für US$ 10,00 erhalten.

Während sich die Diskussionsteilnehmer im SeroTalk weitgehend begeistert zweigten, endlich Geld ausgeben zu dürfen, und die arme, arne Firma schonmal pauschal in Schutz nahmen, bleibt bei mir doch ein eher schaler Nachgeschmack. Wie durchaus im Podcast erwähnt, sieht auch dieses Manöver mal wieder nach dem guten alten "bait & switch" aus: erst ist alles kostenlos, für immer und ewig, aus Prinzip und was sonst nocht dazu gehört. Dann geht das plötzlich alles nicht mehr, und es kostet Geld - muss ich hier wirklich "WinZIP" sagen?


Und eine Menge Geld ist es auch, wie ich finde. Um den gleichen Nutzen aus der App zu ziehen, der bisher kostenlos zur Verfügung stand, werden jährlich US$ 120 fällig. Und wer die andere Option wählt, den kostet zukünftig jeder Fehlschuss einzeln Geld. Und es soll ja mal vorkommen, dass ein Blinder beim Fotografieren daneben zielt.

Ich bin lange genug in der IT tätig, um ein gewisses Verstsändis für die Probleme zu haben. Bilderkennung ist sehr ressourcenintensiv, und das "crowd sourcing" für nicht elektronisch erkennbare Bildinhalte ist sicher auch nicht ganz billig. Die Tatsache, dass andere Dienste dies anscheinend auch ohne Nutzungsgebühren finanzieren können, lasse ich mal dahingestellt.

Auf der anderen Seite weiß ich aber auch aus langer Berufserfahrung, wie häufig der "erst kostenlos dann doch Geld" Trick nichts als ein mehr als fragwürdiges Geschäftsmodell ist, das von Anfang an genau so und nicht anders geplant war, zusammen mit den sorgsam vorbereiteten Deklarationen der eigenen Unschuld an einer Realität, die man halt nicht ändern könne. Nun, die Realität ändern kann man nicht. Aber rechnen kann man auch vorher. Und dann wäre dem Hersteller eine Kehrtwende in der Geschäftspolitik erspart geblieben, die doch eher nach Anfixen als nach jener idealistisch motivierten Dienstleistung aussieht, die bisher auch hier so gerne und häufig betont wurde.

Ich würde dies sicher anders sehen, wenn TapTapSee von Anfang an ein Abo-Service gewesen wäre. Ich würde es vermutlich auch anders sehen, wenn der Preis anders gestaltet und niedriger wäre. Vielleicht würde ich es auch dann akzeptieren, wenn TapTapSee eine deutlich bessere Erkennungsqualität hätte (die in meinen Experimenten doch eher durchwachsen war), oder wenn ich es in freier Wildbahn zur Orientierung nutzen könnte, z.B. durch die Beschreibung einer Straßenszene mit Angabe von sichtbaren Bushaltestellen oder Kreuzungen. Aber genau da hapert es bei TapTapSee gewaltig.

Und man sollte auch die Konkurrenz nicht ganz aus den Augen lassen. Es gibt mehrere Apps dieser Art am markt, und diese bringen teilweise einen vergleichbaren oder besseren Nutzen, ohne dafür Geld zu verlangen.

Ich selbst werde TapTapSee jedenfalls zukünftig wohl kaum weiter nutzen, es sei denn, die Qualität entwickelt sich deutlich nach oben, und die App wird auf die Beschreibung von Straßenszenen und Landschaften erweitert. Andernfalls kann ich mir woanders deutlich mehr Nutzen für dieses Geld kaufen.

1 Kommentar:

  1. Dass man versucht, die Serverlast einzudämmen, kann ich ja verstehen. Wir alle waren so begeistert von TapTapSee, dass wir vermutlich ganz vielen Leuten die App auch vorgeführt haben. Ich mag mir nicht vorstellen, wie viele "unnötige" Schnappschüsse auf dem Server gelandet sind - vermutlich eine Menge, für die der Server nicht ausgelegt ist.

    Aber ehrlich: Um diesem Problem zu begegnen, könnte man auch die Methode von WebVisum verwenden, wo sich die Benutzer identifizieren müssen bzw. eine Einladung benötigen.

    Wie auch immer: Bezahlt als App finde ich schon OK. Die genannten Zahlen sind aber Wucher.

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