Sonntag, 6. Oktober 2013

Mobilität, Kleidung und Schuhwerk

Die großen Dinge gibt's vom Mobilitätstrainer. Langstock, Kreuzungen, Untergründe und alles, was dazu gehört. Was man selber tun kann? Zum Beispiel über seine Schuhe nachdenken. Festes Schuhwerk mit ordentlicher Profilsohle, vielleicht auch mit einer verstärkten Kappe mit ein bisschen Gummi drauf (gibt's heute bei vielen Laufschuhen serienmäßig), kann das Wohlbefinden und die Sicherheit beim Aufenthalt in freier Wildbahn deutlich verbessern. Die Unfallgefahr auf Treppen und bei Nässe fällt drastisch, und der eine oder andere unaufmerksame Zeitgenosse hat es deutlich schwerer, einem per Bodycheck aus dem Gleichgewicht zu bringen.


Auch belastbare und nicht einengende Kleidung hilft. In Jeans und Lederjacke macht mir weder die nicht ganz so einwandfreie Parkbank noch die flüchtige Bekanntschaft mit der ungeschnittenen Hecke etwas aus.

Meine beiden meistgetragenen Jacken zeichnen sich zudem durch eine Unmenge an Taschen aus. Als Blinder schleppe ich einiges mit mir herum (/iPhone, Headset, Diktiergerät, Latex-Handschuh und Desinfektionstücher - ich liebe öffentliche Toiletten, und noch so einiges mehr). Was ich in der Jackentasche habe, dass brauche ich nicht in der Hand zu halten und das kann ich auch nirgendwo liegen lassen.


Für die Damen


Und hier ein spezieller Knuffer für neu erblindete Damen: von beruflichen Notwendigkeiten einmal abgesehen, Pumps und Stöckelschuhe, enge Kostüme und andere "zwingende Erfordernisse" des weiblichen Lebens sind am Anfang besser im Schrank aufgehoben. Rausholen könnt ihr sie wieder, wenn das Gleichgewicht auch auf unebenem Untergrund wieder da ist und die Orientierung kein Problem mehr ist.

Dazu noch ein ganz persönlicher Gedanke von einem früher Sehenden Mann: eine blinde Frau, die sicheren Schrittes selbstbewusst in Jeans und Turnschuhen durch die Stadt geht, kann sehr attraktiv sein - definitiv sehr viel attraktiver als eine blinde Frau, die wie ein Storch auf Rollschuhen auf ihren hochhackigen Schuhen übers Kopfsteinpflaster eiert. Viele blinde Frauen meistern auch diese Kunst mit der Zeit, aber am Anfang sollte man sich das Leben vielleicht nicht ganz so schwer machen, ganz abgesehen von der Unfallgefahr durch Gitterroste und andere Fallen, die man plötzlich nicht mehr sieht.


Hut-Sicherheit


Mein Gut ist mittlerweile vermutlich mein auffälligstes Markenzeichen geworden. Seit vielen Jahren brauche ich eine breitkrämpige Kopfbedeckung, um meinen verschwindenden Sehrest zu nutzen. Aber es gibt noch einen anderen, sehr guten Grund, warum Blinde in freier Wilkdbahn immer einen Gut tragen sollten: Sicherheit.

Zum einen schützt der Hut den Kopf vor schmerzhaften (und teilweise freizügig blutenden) Kratzern durch tiefhängende Äste und andere Hindernisse. Zum andedren stellt die Krempe ein gewisses Frühwarnsystem dar, falls der Kopf Kontakt mit einem Hindernis sucht, und kann den Effekt oft sogar auffangen. Wir alle kennen ja das Problem, dass der Stock manchmal unter dem Hindernis durchpasst, und die Schallortung funktioniert manchmal genauso schlecht wie der sechste, siebte oder achte Sinn.


Parkplatz für den Langstock


Eine andere Mobilitätskleinigkeit: ich habe mir auf eBay einen Satz Mini-Karabinerhaken gekauft (wie die Bergsteiger-Variante, nur kleiner). Einer von denen hängt fast immer an einer Gürtelschlaufe, und dient als Parkplatz für meinen (zusammengefalteten bzw. zusammengeschobenen) Langstock. Einen Blinden vom Stock zu trennen ist keine gute Idee, und auf diese Weise weiß ich immer wo er ist, keiner kann ihn verräumen, wegkicken oder stehlen (hier beneide ich immer Leute mit Führhunden), und ich brauche nicht fragen, wenn ich ihn wiederhaben will.

2 Kommentare:

  1. Kann ich nur unterschreiben. Auch ich habe seit einigen Jahren für mich einen Hut entdeckt. Im Sommer darf es auch ruhig mal eine Basecap sein, die schützt ungemein. Die kann auch drinnen gut schützen, wenn man zum Beispiel den Keller aufräumt, sich bücken muss und man Gefahr läuft, sich an rumstehenden Gerümpel zu verletzen. Alternativ ist eine Sonnenbrille keine schlechte Idee. Dornen und Äste tun dann wesentlich weniger weh. Wichtig sind für mich auch die Socken, die auf keinen Fall rutschen dürfen. Die stören sonst gewaltig die Orientierung, weil man sich dann immer irgendwie fühlt, als griffen Schlingpflanzen nach einem.

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  2. Kann ich nur unterschreiben. Auch ich habe seit einigen Jahren für mich einen Hut entdeckt. Im Sommer darf es auch ruhig mal eine Basecap sein, die schützt ungemein. Die kann auch drinnen gut schützen, wenn man zum Beispiel den Keller aufräumt, sich bücken muss und man Gefahr läuft, sich an rumstehenden Gerümpel zu verletzen. Alternativ ist eine Sonnenbrille keine schlechte Idee. Dornen und Äste tun dann wesentlich weniger weh. Wichtig sind für mich auch die Socken, die auf keinen Fall rutschen dürfen. Die stören sonst gewaltig die Orientierung, weil man sich dann immer irgendwie fühlt, als griffen Schlingpflanzen nach einem.

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